Der Notruf geht um 20:17 Uhr in der ILS ein und um 20:20 Uhr wurden von meiner Mandantschaft, dem Leitstellendisponenten, sowohl das nächstgelegene NEF als auch der gerade freigewordene KTW umgehend zu der Patientin, die über AP-Beschwerden klagte, wobei keine Atemwegsverlegung und keine Zyanose vorhanden war, alarmiert. Da alle anderen RTW im Einsatz waren, musste ein KTW alarmiert werden, wobei ein RTW bereits vorgemerkt wurde, welcher sich um 20:37 Uhr frei meldete und sofort zu einem weiteren, anderen Notfalleinsatz alarmiert werden musste. Zu diesem Zeitpunkt gingen mehr Notrufe in der ILS ein, als Rettungsmittel zur Verfügung standen. Daher wurde nun der nächst-freiwerdende RTW vorgemerkt, um alle anstehenden Einsätze adäquat zu bedienen. Der KTW und das NEF behandelten die Patientin mit AP-Beschwerden und um 20:49 Uhr wurde über das Handfunkgerät des NEF der ILS mitgeteilt, dass für die Patientin eine stationäre Versorgung wegen Asthma/COPD sowie auch ein RTW benötigt wird. Von einer Anfrage für einen Schockraum oder eine Intensivstation war hier nicht die Rede. Als seitens der Leitstelle mitgeteilt wird, dass ein RTW bereits vorgemerkt ist und in Kürze frei wird, dauerte dies dem Notarzt aber zu lange und er ruft kurzerhand einen NotSan auf seinem Privathandy an und teilt ihm mit, dass er zu der Einsatzstelle fahren soll, an der er sich gerade befindet.
Dieser RTW stand im Status 4 und war gerade am Krankenhaus angekommen. 2 Minuten später wird der von der Leitstelle vorgemerkte RTW frei und nun meldet sich jedoch über Funk der RTW, welcher vom Notarzt angerufen wurde, dass er zu diesem Einsatz schon unterwegs sei. Meine Mandantschaft diskutiert NICHT über Funk, sondern lässt den vom Notarzt angerufenen RTW zu der Patientin fahren, welche dann NIV-beatmet in die Klink transportiert wurde. 2 Tage später muss die Patientin intubiert werden und der Notarzt, der in dieser Klinik angestellt ist, zeigt den Leitstellendisponenten daraufhin wegen gefährlicher Körperverletzung an, weil die Patientin nur intubiert werden musste, weil mein Mandant nicht früher einen RTW entsendet habe. Der Kollege war über die Einleitung des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens schockiert, jedoch standen sowohl seine Kollegen als auch der Arbeitgeber voll hinter ihm. Da nachgewiesen werden konnte, dass kein anderweitiges Rettungsmittel zum Zeitpunkt des Notrufgesprächs frei war und auch in der Folgezeit ein RTW nicht früher entsendet werden konnte, wurde das Verfahren gegen meine Mandantschaft gem. § 170 Abs. 2 StPO eingestellt. Die Patientin ist nicht mal mehr zur Zeugenaussage erschienen und hatte sich auch zu keinem Zeitpunkt über den Ablauf des Einsatzes beschwert. Leider dauerte das Verfahren aufgrund der Beweissicherung (Tonbänder und Dokumentation) knapp 6 Monate bis zum endgültigen Verfahrensabschluss. Traurig finde ich, dass wir wohl mittlerweile schon soweit sind, dass man sich gegenseitig im Rettungsdienst anzeigt, obwohl doch alle (Disponent, Notfallsanitäter, Rettungssanitäter und auch Notarzt) das gleiche Ziel, nämlich den Patienten zu helfen, haben sollten.
Da nachgewiesen werden konnte, dass kein anderweitiges Rettungsmittel zum Zeitpunkt des Notrufgesprächs frei war und auch in der Folgezeit ein RTW nicht früher entsendet werden konnte, wurde das Verfahren gegen meine Mandantschaft gem. § 170 Abs. 2 StPO eingestellt. Die Patientin ist nicht mal mehr zur Zeugenaussage erschienen und hatte sich auch zu keinem Zeitpunkt über den Ablauf des Einsatzes beschwert. Leider dauerte das Verfahren aufgrund der Beweissicherung (Tonbänder und Dokumentation) knapp 6 Monate bis zum endgültigen Verfahrensabschluss. Traurig finde ich, dass wir wohl mittlerweile schon soweit sind, dass man sich gegenseitig im Rettungsdienst anzeigt, obwohl doch alle (Disponent, Notfallsanitäter, Rettungssanitäter und auch Notarzt) das gleiche Ziel, nämlich den Patienten zu helfen, haben sollten.